Der Migros-Genossenschafts-Bund

Geschichte eines Schweizer Visionärs

Nach dem Verlust seines gesamten Vermögens entwickelte der erfahrene Kolonialwarenhändler Gottlieb Duttweiler eine völlig neue, innovative Verkaufsorganisation.

 

Sein Ziel: eine direkte Verbindung zwischen Produzenten und Konsumenten herzustellen, die ohne Zwischenhändler auskommen sollte. Diese Vision führte 1925 zur Gründung der Migros.

Die Kernidee Duttweilers bestand darin, Lebensmittel kostengünstiger anzubieten, indem der Zwischenhandel umgangen, grosse Mengen preiswert eingekauft und nur minimale Verkaufsmargen auf die Einkaufspreise geschlagen wurden. Anfänglich wurden sechs tägliche Bedarfsartikel in Verkaufswagen angeboten, wobei Duttweiler besonderen Wert auf Qualität, Frische und einheitliche Verpackungen legte.

 

Wie hat er es umgesetzt?

Gottlieb Duttweiler erwarb fünf Ford-T-Lastwagen, baute sie zu rollenden Verkaufsläden um und bestückte sie mit grundlegenden Produkten wie Kaffee, Reis, Zucker, Teigwaren, Kokosfett und Seife. Dadurch konnte die Migros diese Produkte bis zu 40 Prozent günstiger als die Konkurrenz anbieten.

 

Erster Verkaufswagen mit Chauffeur (ca. 1927)

FordT-Modell ca. 1927, Erster Migros-Verkaufswagen mit Chauffeur

 

Die Idee war sofort erfolgreich, und bereits ab 1926 betrieb die Migros auch einen ersten stationären Laden. Allerdings stiess das aufstrebende Unternehmen in den folgenden Jahren auf erheblichen Widerstand von etablierten Ladenbesitzern, Markenlabels, Berufsverbänden und politischen Parteien. Diese opponierten gegen die unkomplizierte und kostengünstige Ausrichtung der Migros, die eine Revolution im Schweizer Einzelhandel auslöste und nicht bei allen auf Zustimmung stiess.

Duttweiler aber hatte entschlossene Verbündete, insbesondere unter seinen Kunden, da vor allem die Hausfrauen früh erkannten, welchen Nutzen der Einkauf bei der Migros mit sich brachte. Bereits bei der Gründung hatte das Unternehmen nämlich versprochen, seine Waren so kostengünstig als möglich anzubieten. Im Gegensatz zu den Produzenten von Markenprodukten würde es auf teure Reklame und aufwendige Verpackungen verzichten.

 

Die ersten 6 Produkte der Migros: Kaffee, Reis, Zucker, Teigwaren, Kokosfett und Seife

Seife, Reis, Zucker, Teigwaren, Kokosfett und Kaffee

 

Darüber hinaus überwand der Migros-Gründer immer wieder neue Blockaden mit weiteren Innovationen, indem er beispielsweise ab 1928 auf Lieferboykotte mit dem Aufbau einer eigenen Industrie reagierte. So gehören das Waschmittel Ohä und das Putzmittel Potz unter diversen anderen Artikeln zu den ersten selbst hergestellten Seifenprodukten der Migros. Speziell für die Herstellung von Seifen und Waschmitteln gründete Gottlieb Duttweiler damals 1933 die Tochterfirma Gifa AG in Basel, welche 1980 nach Frenkendorf verlegt wurde. Das Waschmittel Total, welches noch immer dort hergestellt wird, ist heute schweizweit die meistverkaufte Waschmittelmarke.

Die Migros war aber stets mehr als nur ein erfolgreiches Einzelhandelsunternehmen: Duttweiler wollte es von Anfang an in den Diensten des Gemeinwohls sehen. Sein Erfolg sollte allen zugutekommen. Durch die Umwandlung der florierenden Migros in eine Genossenschaft schenkte er 1940 sein Unternehmen der Schweizer Bevölkerung. Durch die Einführung von Institutionen wie dem Kulturprozent im Jahr 1957 und der Migros-Klubschule wurde es nun auch den weniger wohlhabenden Bevölkerungsschichten ermöglicht, Zugang zu Kultur und Bildung zu erhalten.

 

Somit war die Migros nicht nur ein Einzelhändler, sondern auch ein Instrument des sozialen Wandels.


Duttweilers soziales Engagement und sein Streben nach Innovation prägten die Migros kontinuierlich. Dies zeigt sich bis in die jüngste Zeit, unter anderem auch in der Mitgliedschaft der Migros im UNO Global Compact seit 2006, wo sie sich sozialen und ökologischen Standards verpflichtet hat. Die "Migros-Welt" umfasst heute Klubschulen (seit 1944), den Reiseveranstalter Hotelplan (seit 1935), das Buch- und Medienhandelsunternehmen Ex Libris (seit 1950), Migrol-Tankstellen (seit 1957), eine Bank (seit 1957), Secura Versicherungen (seit 1958), sowie mehrere Parks (im Grüene) und Wochenzeitungen.

 

Trotz anfänglicher Kontroversen wurde die Migros spätestens seit den 1960er Jahren zu einem festen Bestandteil des Schweizer Alltags.

 

Der MGB hat somit nicht nur Wirtschaftsgeschichte geschrieben, sondern sich auch landesweit als Pionierunternehmen positioniert, das soziale Verantwortung und Innovation in den Mittelpunkt seiner Existenz stellt. Aus einer Vision wurde Realität. Gottlieb Duttweilers Erbe lebt im Migros-Genossenschafts-Bund weiter, der nicht nur Produkte verkauft, sondern eine Lebenswelt des sozialen Fortschritts und der Innovation geschaffen hat.

 

Wir als AGIS sind stolz darauf, unseren Teil zu diesem historischen Schweizer Unternehmen beitragen zu dürfen.

 

 

Der Migros-Genossenschafts-Bund war nämlich damals unser erster prima-Kunde. Und ist es bis heute geblieben.  

 

 

Quellen:

https://history.migros.ch/de/gottlieb-duttweiler.html

https://history.migros.ch/de/timeline.html

https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/041811/2010-01-14/

 

 

Autorin: Mina Bösiger

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